Yangon - eine Stadt im Umbruch

Ein paar Tage vor Ablauf des 30-tägigen Thailandvisums suchten wir nach einer Möglichkeit für den Grenzübesrtritt nach Myanmar. Die Einreise über den Landweg bei Mae Sot wäre quasi „am Weg“ gelegen. Diese Idee haben wir schliesslich verworfen, weil widersprüchliche Informationen vorlagen, ob die Weiterreise nach Myanmar möglich ist. Viele Touristen gehen hier nur kurz über die Grenze, um das Visum zu verlängern, die Weiterreise ins Land kann aber verweigert werden. Wir buchten schliesslich einen günstigen Hin- und Retourflug von Bangkok nach Yangon, wo wir am 2. Dezember bei heiss-schwülem Wetter landeten.

Mit dem Taxi gelangten wir zum Cherry Guesthouse, eine zentral gelgene Mittelklasse-Unterkunft mit Bad und Klima an der 35rd St. Wir frühstückten auf dem kleinen Balkon im 3. Stock und hatten einen guten Ausblick auf die Strasse mit Essensständen, Restaurants, Elektronikläden und eine Schule, oft verstopft mit geparkten Autos. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite blickten wir auf Betonbalkone mit unzähligen Wäscheleinen und Satellitenantennen.

 

Ein anderes Thema ist der Verkehr. Hier wird mehr gehupt, aber weniger gebremst als in Thailand und es gibt sehr wenig Ampeln. Abends fahren einige Fahrzeuge ohne Licht. Anfangs braucht es schon ein wenig Mut, die Strasse zu überqueren. Wir schlossen uns einfach einer Menschengruppe an und suchten uns einen freien Durchgang zwischen den Stossstangen. Die meisten Autos und Busse sind älteren Jahrgangs, die Kurzstreckenbusse oft in beängstigendem Zustand, ohne Fenster und Türen, hoffnungslos überfüllt. Trishaws (Velotaxis) sieht man nur noch wenige. Da sich unsere Mägen bisher genügend robust gezeigt haben, assen wir weiterhin in den Garküchen auf der Strasse oder den Einheimischen Restaurants. Die Gäste sitzen dabei auf niedrigen farbigen Plastikstühlen. Zuerst dachten wir, es wären spezielle Kinderstühle. Unsere Überzeugungen in Sachen Hygiene wurden hier noch einmal auf die Probe gestellt. Nirgends wird so viel auf den Boden gespuckt wie hier. Betelnüsse kauen ist immer noch in, man sieht es an den roten Rändern der Zähne. Ausserdem entdeckten wir in den Strassen und Hinterhöfen häufig Ratten, die sich an Essensresten labten.

 

Mit dem offline-App fanden wir mühelos den Weg zur Shwedagon-Pagode, die wir am Abend besuchten, wenn die Stimmung ganz besonders und die Mittagshitze vorbei ist. Buddhisten, Pilgerer, Langnasen (so nennt man hier die Westeuropäer), Familien und Reisende bestaunen die prachtvollen vergoldeten Stupas und Buddhafiguren, beten, meditieren, lachen und flanieren über das Gelände. Durch meinen Kontakt zum Obwaldner Kari Kiser erhielt ich die Möglichkeit, das CVT Myanmar, ein Berufsbildungszentrum nach Schweizer Vorbild zu besuchen. Hier wird das duale Bildungsystem erfolgreich umgesetzt. Ausbildungen im kaufmännischen Bereich und in der Gastromnomie sind besonders gefragt, aber auch Schreiner, Elektriker oder Metallbauer werden hier ausgebildet. Es war lustig, hier in der Ferne wieder einmal den Original Obwaldner Dialekt zu hören.

 

Nach soviel Stadt und Eindrücken sehnten wir uns wieder aufs Land. Eigentlich wollten wir Mrauk U besuchen. Laut unseren Informationen vom EDA herrschen in dieser Gegend Unruhen, insbesondere an der Grenze zu Bangladesch. Es soll auch Tote gegeben haben. Dies bewog uns, die Reisepläne vorsichtshalber anzupassen. Generell hatten wir nach den ersten Tagen den Eindruck, dass die Reiseplanung für Individualreisende, aber auch das Reisen selber in diesem Land besonders viel Zeit in Anspruch nimmt nach dem Motte „die Reise ist das Ziel“.

 

Am 5. Dezember bestiegen wir den Zug nach Mawlamyaing. Dieser 10-stündigen amusanten Fahrt widmen wir einen separaten Blog.

 

Tom