Kambodscha, ein leidgeprüftes Land mit positiver Ausstrahlung - ein Widerspruch?

Was kommt Dir beim Wort Kambodsha in den Sinn? Ich dachte vor allem an Pol Pot, Bürgerkrieg, Landminen und Urwald. Was würde uns hier erwarten? Wir waren sehr gespannt und positiv überrascht, ein Volk mit freundlichen und zuvorkommenden, aber nicht aufdringlichen (Ausnahme: Sihanoukville) Leuten anzutreffen.  

Vor dem Grenzübertritt in Hat Leck stöberten wir noch einmal durch den ausserordentlich grossen Markt, bevor wir unsere Pässe auf der thailändischen Seite mit dem Ausreisedatum abstempeln liessen. Die rund 100m über die Grenze geht man zu Fuss. Am Grenzschalter wurden wir höflich gebeten, das Visaformular auszufüllen und die Gebühr von 1500 Baht zu bezahlen. Günstiger ist es, in Dollar zu bezahlen; dies wird einem aber nicht auf die Nase gebunden. Die Taximafia hat hier das Sagen. Die Preise sind angeblich mit der Polizei abgesprochen und viel zu hoch.


Im telefonisch reservierten Gästehaus „Blue Moon“ fühlen wir uns aber sehr wohl. Ein ehemaliger Ranger lebt hier mit seiner Familie in einer riesigen Villa im Kolonialstil, vermietet Zimmer, die wahrscheinlich früher als Bedienstetenwohnungen genutzt wurden. Mara findet schnell Anschluss bei den Kindern ihres Alters und lernt die Zahlen von 1-10 in der Khmersprache. Dieser Landesteil ist bekannt für viele, auch Malaria übertragende Moskitos. Wir spannen sicherheitshalber wieder einmal unser mitgebrachtes Netz über dem Doppelbett auf. Nachts hören wir ein ungewohntes Prasseln auf dem Dach. Wir gehen vor die Türe und hören – den Regen! Für uns ein besonderes, schon länger nicht mehr erlebtes Ereignis.


Ein Besuch im grenznahen Hotel Koh Kong, wo wir Strand und Pool benützen können, versetzt uns zurück in die französische Kolonialzeit. Wir schlendern durch die grossen hohen Sääle und die unzähliglen Suiten. Thailänder kommen am Wochenende hierher, um im Spielkasino ihr Glück zu versuchen. In Thailand ist das Glücksspiel nämlich verboten.


Ohne Verspätung legten wir die sechsstündige Busfahrt nach Kampot hinter uns. Wir sind überhaupt positiv überrascht, wie pünktlich die öffentlichen Verkehrsmittel hier verkehren. Für wenige Dollars fährt man längere Strecken, allerdings ist unser Minibus hoffnungslos überladen, für die Leute fehlen rund 4 Sitzplätze, unsere Rucksäcke werden unter dem offenen Kofferraumdeckel festgebunden. Die Kambodschaner, die sich dies gewohnt sind, nehmen es gelassen, wir auch. Überhaupt habe ich den Eindruck, sie machen oft das Beste aus der jeweiligen Situation. Im „Les Manguiers“ (Mangobäume), das uns von einer französischen Familie in Thailand empfohlen wurde, trafen wir auf eine willkommene Oase. Viele Gäste kommen mehrmals hierher. Wir nutzten die kinderfreundliche Anlage, spielten Boules, Tischtennis, Gesellschaftsspiele und erkundeten mit dem Fahrrad, Motorrad oder Kanu die Region um Kampot. Obwohl wir unser einfaches Zimmer mit einer Ratte teilen mussten, haben wir die besondere Atmosphäre in diesem Guesthouse sehr geschätzt.

 

 

Die Hauptgründe, um nach Sihanoukville weiter zu reisen, waren die Einholung der Vietnamvisa und das Treffen unserer Reisefreunde aus Kanada. Diese Stadt wird hauptsächlich für einen Badeurlaub besucht, die Strände sind herrlich lang; leider wird immer noch wie wild ein Resort nach dem anderen angebaut, so dass es auch hier mit der Ruhe bald vorbei sein dürfte. Ein Highlight war der Besuch des Swissgarden Guesthouse, bekannt vom Fernsehen aus der „Auf und Davon“-Staffel 2012, wo wir uns je eine Portion „Chässpätzli“ gönnten. Unser nächstes Ziel ist Siem Reap Angkor. Wir haben die Wahl zwischen einer 12stündigen Busfahrt oder einem Flug. Wir entscheiden uns für ersteres. Immerhin gibt es Liegebetten im Luxusbus, die möchten wir einmal ausprobieren.

 

 

Tom