Trockene Halongbucht

Von Hoi An ging es per Nachtzug in die Provinzhauptstadt Ninh Binh, die mit ihrer Zementindustrie nicht als Schönheit bezeichnet werden kann. Die Stadt ist aber ein guter Ausgangpunkt für Besichtigungen der nahen Gegend. Per Motorrad fuhren wir also in eine der schönsten Karstlandschaften des Roten-Fluss-Deltas, die auch als “trockene Halongbucht“ bezeichnet wird. Eine zweistündige Bootstour führte uns weiter von Trang An durch die idyllischen Hügelformationen, durch Grotten und vorbei an Reisfeldern.

Etwa 45 km nordwestlich von Ninh Binh liegt der Cuc Phuong Nationalpark, der ebenfalls zur trockenen Halongbucht gehört. Eingerahmt von Karstgebirgszügen erstreckt sich ein abgelegenes Tal, in dem ein aussergewöhnlicher Artenreichtum vorzufinden ist. Im Park leben 136 Säugetier-, 122 Reptilien-, 65 Fisch- und 337 Vogelarten. Daneben gibt es eine vielfältige Insektenwelt mit etwa 1800 Arten. Im April und Mai ist Schmetterlingssaison. Die Luft des Parks soll dann mit Millionen von bunten Schönheiten erfüllt sein, so dass Fahrradfahren ohne Brille unmöglich sei. Wir staunten schon jetzt (Mitte März) über die unzähligen Sommervögel und Mara pflegte mit Hingabe die verletzten Falter, die überall zu finden waren.

Ausser einigen Tagestouristen, die in geführten Touren durch den Park fuhren, waren wir denn auch die Einzigen, die inmitten des Nationalsparks drei Nächte verbrachten. Vielleicht war es auch einfach das trübe, regenerische Wetter, das Touristen davon abhielt diese wunderbare Gegend zu besuchen.


Vor dem Eingang des Nationalparks liegt das Endangered Primat Rescue Center. Dieses Tierschutzzentrum hat sich dem Erhalt bedrohter Tierarten, wie z. B. dem Goldkopflangur oder dem Schwarzschenkligen Kleideraffen etc. verschrieben. Hier werden die Primaten aufgepäppelt, um sie längerfristig wieder in die Natur freizulassen und anzusiedeln. Teilweise wurden die Tiere in letzter Minute vor dem Verkauf auf Märkten gerettet oder verletzt im Dschungel geborgen. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, denn viele Arten gelten aus ausgestorben. Die Haltung der Tiere bedarf genauer Kenntinis über den Speiseplan. Dazu müssen die Tierpfleger bis zu 159 verschiedene Blätter von 53 Pflanzenarten und über 30 Wurzelsorten für die Languren bereithalten. Der Besuch dieses Schutzzentrums sowie des Turtle Conservations Centers war sehr aufschlussreich und wir staunten bei den prächtigen Tieren einmal mehr über die Wunder der Natur, die es unbedingt zu schützen gilt.


Wanderungen durch tropische Regenwälder zu 1000-jährigen Baumriesen, der Botanische Garten, die Erkundung der Grotte, die vor 7500 Jahren bewohnt wurde – die Tage im Park waren für uns Erholung pur.


Sandra