Reinigungsritual in den heiligen Quellen

Durch unsere Schweizer Freunde, die für ein Jahr hier auf Bali leben, kamen wir in den Genuss eines ganz speziellen balinesischen Rituals in einer der heiligsten und wichtigsten Tempelanlagen des Landes, dem Pura Tirtha Empul.

Diese gut besuchte Tempelanlage aus dem Jahr 926 bfindet sich nur ca. 20 km von der Künstlermetropole Ubud entfernt. An der Quelle des Flusses Pakrisan gelegen, ist sie vor allem wegen des heiligen Quellwassers bekannt, das dort aus dem inneren der Erde aus angeblich 1103 Quellen springt. Hinduistische Gläubige kommen regelmässig, ca. alle 14 Tage hierher um sich seelisch zu reinigen und von Krankheiten und der Missgunst der Götter und Dämonen zu bewahren.


Mit dem Gedanken der inneren Reinigung und Quelle der Kraft wollten auch wir uns diesem Reinigungsritual unterziehen. Unser Tempelführer begrüsste uns herzlich und betonte, dass hier ein jeder willkommen sei. Die Überzeugung der Hinduisten, dass alles und jeder eines ist lässt diese religionsübergreifende Offenheit zu.


Erst einmal wurden wir mit einem Sarong bekleidet zu einer Meditation unter einem grossen Baum eingeladen, vor uns je ein geflochtenes Opferkörbchen mit verschiedenfarbigen Blüten sowie Räucherstäbchen. Nun führten wir nach einem klar festgelgten Ablauf ein Gebetsritual durch. Dabei hat jede Blütenfarbe ihre ganz spezielle Bestimmung und wird zwischen den Händen zerrieben, hinter die Ohren oder auf den Kopf gelegt. Danach ging es mit einem „Badesarong“ bekleidet zu den Wasserbecken der heiligen Quellen. Jede der zwölf Wasserfontänen, die sich in Reih und Glied in das grosse Tempelbecken ergiessen, wird einem bestimmten Reinigungsaspekt zugeordnet. Nach einer erneuten Kurzmeditaion bewegten wir uns dann nach Geschlechter getrennt von Fontäne zu Fontäne. Vor jedem dieser Wasserrohre haben wir zu deren Bestimmung ein kurzes inneres Gebet gesprochen, mit beiden Händen drei Mal Wasser über unsere Köpfe geschöpft, drei Mal von dem Wasser getrunken und anschliessend unsere Köpfe unter den Wasserstrahl gehalten. Da wir in den frühen Morgenstuden hier waren, teilten wir das klare Wasser nebst Fischen und Kaulquappen nur mit wenigen Balinesen. An Neu- und Vollmondtagen sollen jedoch tausende von Hindus hierher pilgern. Und auch als wir nach einem weiteren Meditationsritual die Tempelanlage verliessen waren die Wasserbecken gut besucht. Balinesen jeden Alters ebenso wie Touristen schätzen die heiligen Quellen.


Das bewusste Auseinandersetzten mit all unseren Lasten, Ängsten und Sorgen sowie Wünschen und Hoffnungen hat uns allen gut getan. Wir fühlen uns nach dem Reinigungsritual frei und gestärkt.



Sandra