Himmelszelt statt Campingzelt

"Nach dem doch eher feuchten Frühling soll man die sonnigen Tage geniessen so wie sie kommen". Mit diesem Gedanken entschlossen wir uns kurzerhand auf die Wetterprognosen zu vertrauen und die Möglichkeit für eine Übernachtung unter freiem Himmel zu nutzen. 

Wir holten uns die Erlaubnis eines Bauers auf seinem wunderschönen Land mit Sicht über den Bodensee  unsere Schlafmatten auszubreiten und Mara bekam von der Schule spontan die Zusage am nächsten Morgen frei machen zu dürfen.

Aufblasbare Liegematten, Schlafsäcke und ein feines Frühstück im Gepäck ging es in der Abenddämmerung los, dem Waldweg entlang zum Schlafplatz  unter dem Himmelszelt. Ein Lagerfeuer und leckere Käsetoasts machten die Abenteuerromantik perfekt. Umgeben von weidenden Schafen und mit Aussicht auf das Lichtermeer am Bodensee fühlten wir uns wie Könige. Wir sanken bald in einen wunderbaren Tiefschlaf. 

 

Thomi und ich gönnten uns die Woche zuvor drei Partnertage im Tessin. Auch da entschlossen wir uns in Anbetracht des sommerlichen Wetters unter freiem Himmel zu schlafen. Es war einfach herrlich und gab mir wieder einmal das Gefühl von purer Freiheit. 

 

Schon längere Zeit wünschte ich mir für einige Tage alleine in die Natur fasten zu gehen. Die Wetterprognosen waren aber oft unstabil oder aber mein Plan passte nicht mit meinem Terminkalender überein. "Was soll`s", dachte ich mir. "Ich kann doch nicht immer auf die optimalen Bedingungen der äusseren Umstände warten, nun pack ich's einfach." Da mögliche Gewitter angesagt waren suchte ich mir einen Platz in gut erreichbarer Nähe unserer Wohnung. Im nahegelegenen Wald fand ich eine geeignete Stelle wo ich mich gleich wohl fühlte. Ich spannte ein Tarp und eine Hängematte auf, sammelte etwas Altholz, baute mir damit eine Art Wand, legte eine Matte aus und schon hatte ich einen gut geschützten Schlafort. Auch wenn das Tarp dicht hielt war ich dennoch sehr froh um die wasserdichte Hülle des Militärschlafsacks. Immer wieder war es nicht nur regnerisch, auch der Wind wehte über Feld, Wiese und Wald. Eingekuschelt in den warmen Schlafsack tat dies dem Erlebnis nichts ab. Im Gegenteil. Ich denke, so viele Tiere aus nächster Nähe beobachten zu können wäre bei sonnigem Wetter bestimmt nicht einfacher gewesen. Ein Eichhörnchen auf der Suche nach Nahrung tänzelte längere Zeit um meinen Schlafplatz bevor es wieder in den Baumwipfeln verschwand. Ein Erdhummel kroch beim ersten Regentropfen in sein Loch und verschloss es hinter sich. Vier junge Vögel kamen auf einen Besuch unter mein Tarp und schienen keine Scheu zu kennen. Nach einer Art gegenseitiger Kommunikation durch Augenkontakt liess sich ein Reh gleich ganz in der Nähe zum Schlafen nieder. All die Erlebnisse waren ein unvergleichliches Geschenk, das ich bestimmt nie vergessen werde. Meine Sinne wurden von der Natur verwöhnt und haben viel Neues entdeckt. Und, ich habe jede Nacht sehr gut geschlafen.

 

 

Sandra