Reisen als Bewusstseinsschulung?

 

Vor mehr als zwei Jahren sind wir von der Weltreise heimgekehrt in unsere Heimat, die Schweiz. Während wir uns wieder akklimatisiert haben und in den Alltagstrott zurückgefunden haben, ist die Zeit in den von uns bereisten Ländern nicht stehen geblieben. Im Gegenteil.  In Thailand starb der König, in Myanmar flüchten Menschen aus dem Land, auf Bali droht der Vulkan Mount Agung auszubrechen. 

Im Dezember 2016, ein halbes Jahr nach unserer Rückkehr, starb der überaus beliebte und verehrte König Bhumibol. Er war seit 1946 im Amt und geht damit als längstes amtierendes Staatsoberhaupt der Welt in die Geschichte ein. In Thailand herrscht nach wie vor die Militärjunta. Der König aber regierte nach dem Motto: „Ich werde das Land einzig zum Vorteil seiner Menschen regieren“. Er tat dies so geschickt, dass er vom Militär weitgehend toleriert wurde, den Menschen ging es im Grossen und Ganzen sehr gut, das Land konnte sich auch wirtschaftlich entwickeln. Sein Sohn Maha Vajiralongkorn, in den Medien als Playboy bekannt, bricht mit der langjährigen Tradition.

 

Thailand ist uns ans Herz gewachsen. Wir lebten bei Familien im Norden, arbeiteten auf Farmen, in Bangkok schlossen wir Freundschaften, die bis heute anhalten. Die Menschen zeigten sich uns gegenüber sehr offen, nur  ein Thema durften wir nie ansprechen: was wäre, wenn der König stirbt? Heute ist dies Gewissheit, das Leben geht weiter. Das Liken eines kritsichen Facebook-Eintrages könnte aber Folgen haben. Laut Zeitungsberichten werden Menschen dafür verfolgt. 

 

Noch schwerer erscheint die Lage in Myanmar (Burma) zu sein. Die Vertreibung der muslimischen Rohingya nach Bangladesch stimmt mich sehr betroffen. Ich erinnere mich an den Hotelbesitzer, der mir erzählte, dass er einen Grossteil seines Gewinnes dem Militär abliefern müsse und nicht ausreisen dürfe. Er hat auch keine Möglichkeit, aus dem Land auszureisen. Er müsste damit rechnen, nicht wieder in sein Heimatland einreisen zu können. Auch in Myanmar lernten wir wundervolle Menschen kennen, die uns noch ihr letztes Hemd geschenkt hätten. Wenn ich bedenke, unter welch schwierigen Umständen diese Menschen leben, macht mich das sehr betroffen. Vorher hätten mich die Zahlen im Zeitungsbericht wenig berührt. 

 

Und nun sind da noch die Nachrichten der Eruptionen des Mount Agung auf Bali. Mehr als 120`000 Menschen mussten aus Sicherheitsgründen fliehen. Ich habe diesen Vulkan selber bestiegen. Wie gehen die Menschen mit dem möglichen Vulkanausbruch um? Auch diese Meldung hat für mich heute bestimmt eine andere Bedeutung, als vor unserer Reise.

 

Unser Reisejahr war nicht zuletzt auch eine Bewusstseinsschulung der besonderen Art. 

 

 

Thomas