Das Leben in Bangkok

Am Suvarnabhumi International Airport in Bangkok (rund 100 Mio. Passagiere pro Jahr) werde ich von Brooklyn abgeholt. Es regnet heftig, so dass sie sich verspätet. Ich darf spontan bei ihr und ihrem Freund wohnen. Sie nehmen sich viel Zeit und und ich lerne ihr Leben im Zentrum von Bangkok noch besser kennen. Eine Woche habe ich reserviert für eine weitere Massageausbildung in Öl- und Aromatherapie in der anerkannten Schule Wat Po in Salaya, etwa eine Stunde westlich von Bangkok. 

Unsere thailändischen Freunde Brooklyn und Boy, wie sie sich nennen, haben einen ziemlich westlichen Lebensstil. Ohne Kinder leben sie in der  Zweizimmer-Eigentumswohnung mit kleinem Balkon und noch kleinerer Küche. Sie essen sowieso meistens auswärts. Kein Wunder, gibt es doch für rund Fr. 1.- bereits ein gutes und gesundes Menu um die nächste Strassenecke. Die beiden gehören dem Mittelstand an, besitzen einen neueren Toyota und arbeiten gut 40 Stunden die Woche, er als Architekt, sie im kaufmännischen Bereich. Boy hat innerhalb der Stadt einen Arbeitsweg von über einer Stunde, zuerst mit der Schnellbahn Skytrain, dann umsteigen auf das stinkige Longtailboot. Sein Hobby ist Paramotor, also Gleitschirmfliegen mit Motorantrieb. In dieser Gegend gibt es wenig Berge, sie starten deshalb vom Boden aus. Der Propeller ist mit einem Gstältli am Rücken befestigt. Mit diesem Gewicht kommt man ganz schön ins schwitzen. Ich durfte ihm bei seinen Übungen am Meer zuschauen. Er stellte mich auch gleich seinen Sportsfreunden vor, wir tranken ein Bier zusammen und hatten es trotz der Sprachschwierigkeiten sehr gemütlich. Thailänder sind häufig Familienmenschen und sehr offen gegenüber Neuem. 

Für die nächste Woche hatte ich mich für eine Weiterbildung in der renommierten Wat Po-Massageschule in Salaya angemeldet. Es fühlte sich an wie ein Heimkommen, kannte ich doch schon die meisten Lehrerinnen und Lehrer aus der Ausbildung vor gut einem Jahr. Während unserer Reise besuchte ich für einen Monat den Intensivkurs der traditionellen Thaimassage. In meiner Klasse für Ölmassage war ich der Einzige, aber auch in der andere Klasse fand ich schnell Anschluss und konnte sogar meine Kenntnisse in der traditionellen Massage repetieren. Das Zimmer teilte ich mit einem jungen Deutschen. 

Die Ölmassage wurde aus dem Westen übernommen und mit Elementen der thailändischen Massage kombiniert. Sie fühlt sich wunderbar entspannend an, sowohl für die aktive wie auch passive Person. Für mich war es eine neue Herausforderung, direkt mit Öl auf der Haut zu arbeiten. Es braucht das notwendige Fingerspitzengefühl und genügend Übung, dass der Kunde sich rundum wohl fühlt. Gegen einen Unkostenbeitrag biete ich jetzt auch zu Hause in der Freizeit Massagen an. Schon deswegen hat sich der lange Flug nach Thailand gelohnt. 

Ich bin dankbar, dass ich nochmals für eine kurze Zeit in die thailändische Welt eintauchen und mit zahlreichen tollen Menschen zusammen sein durfte. Es war auch schön zu sehen, dass Sandra und Mara ohne mich ganz gut zurecht kommen. 

 

Thomi