Die Idee

Eine Neuoreitierung als Familie? Nach einem gemeinsam gestalteten Plakat über unsere Wünsche/Träume waren wir frohen Mutes zu sehen, dass unsere Lebensziele uns immer noch stark verbinden. Natur, Selbstversorgung, ferne Länder und Kulturen, Eigenverantwortung und bewusstes Handeln sind einige Stichworte die seitdem unsere Schlafzimmertüre zieren.

Nach und nach nahmen diese Vorstellungen und Wünsche  Gestalt an. Vermehrt lagen Reisehandbücher aus der Bibliothek herum und wir sahen uns live Reportagen  aus fernen Ländern an. Beide hatten wir es aber bisher vermieden, das Thema  Weltreise konkret anzusprechen. Sandra hatte dann schliesslich den Mut, den ersten Schritt zu wagen auf die Gefahr hin, dass dies als Hirngespinst oder midlife crisis eingestuft werden könnte. Dem war aber nicht so. Bei der Umsetzung sahen wir zwar noch etliche ungeklärte Fragen, aber wir machten uns an die Arbeit, vorerst top secret (dass nicht nur das Mobile  von Angela Merkel abgehört wird, wussten wir noch nicht). Auch die Vorstellung, alles loslassen zu müssen, machte uns am Anfang zu schaffen.

 

Nun, ein Jahr später sind wir mitten in den Vobereitungen für unser Vorhaben. Immer wieder stehen wir vor neuen Fragen und Unsicherheiten, doch freuen wir uns sehr auf die gemeinsame Herausforderung die die kommende Zeit für uns bringen wird und sind überzeugt, dass wir für uns die richtige Entscheidung getroffen haben. 

 

Aus der persönlichen Sichtweise von Sandra:

Durch Thomis Arbeit als Bestatter werden wir des öftern mit Lebensgeschichten konfrontiert, bei denen mit einem Menschen auch offene Träume sterben, die über Jahre unerfüllt verschoben wurden. Ebenfalls wird mir im Alltag immer wieder bewusst, wie wichtig für mich unsere Beziehung und unsere Familie ist und wie ich jeden Tag dankbar sein darf für all das Erlebte, die Gesundheit und die Freundschaften.

Mit diesen Erkenntnissen und dem innigen Wunsch, dass ich danach streben möchte, mich von dem Konsumüberfluss unserer heutigen Zeit zu distanzieren, bin ich auf der Suche nach einer neuen Aufgabe, neuen Herausforderung. Ich spüre den Wunsch in mir bewusst loszulassen, möchte offen sein für Neues und mich jeden Tag überraschen lassen was das Leben für mich bereithält. Ebenso zieht mich die magische Kraft der Natur, die für mich schon seit meiner  Kindheit eine der wichtigsten Energiequellen für meine Seele ist, immer mehr an. 

Ein Jahr unterwegs sein, Zeit haben mit der Familie Neues zu entdecken und dabei der Natur immer wieder möglichst nah sein - ich freue mich riesig auf unser Projekt Weltreise.

 

Aus der persönlichen Sichtweise von Thomas: 

Ich finde den Zeitpunkt für eine Auszeit bzw. ein Sabbatical ideal und das Hinausschieben auf die Pensionierung erscheint mir als zu gefährlich. Rund 30 Jahre Arbeit in bezahlter 100%-Tätigkeit, davon 8 Jahre als Bestatter hinterlassen so ihre Spuren. Die Beschleunigung im Alltag, unsere Überflussgesellschaft, die abnehmende Solidarität unter den Menschen werfen bei mir die Frage auf, auf was es am Ende des Lebens eigentlich ankommt? Sich einmal Zeit nehmen, um mich damit auseinanderzusetzen - warum nicht verbinden mit einer Reise?

Auch für unsere Tochter Mara scheint mir der Zeitpunkt günstig. Das Leben wird sie unterwegs auch ohne Klassenzimmer in Englisch, Geografie, Geschichte, Ethik usw. schulen. Zwar kennt das Leben keine

Noten, die gemeinsamen Erlebnisse sind aber trotzdem wertvoll für die persönliche Entwicklung. Ich wage sogar zu behaupten, es ist schulisch gesehen kein verlorenes, sondern ein gewonnenens Jahr. 

Durch das Wegfallen der bisherigen Arbeitsteilung wird auch die Beziehung aus einem neuen Blickwinkel erlebt und gestärkt. Die Reise, allein schon die Vorbereitungen, stellen an uns neue Anforderungen. Aus diesen Gründen bin ich überzeugt, dass uns diese Reise weiter und näher bringt.

Nachdem auch die letzten Unsicherheiten und Ängste beseitigt und der Kontostand geprüft waren, konnte ich guten Gewissens und mit einem guten Gefühl in dieses Projekt einwilligen.